in-manas auf den Spuren von Innovationen rund um den Megatrend „Energie, Klimawandel und Nachhaltigkeit“
Wasserpflanzen als Rohstoff der Zukunft
Grün ist die Farbe der Hoffnung. Und weil wir das neue Jahr hoffnungsvoll beginnen möchten, übergeben wir einem organischen Rohstoff die Bühne, der Unternehmen und Organisationen zunehmend neue Wege eröffnet – über Branchengrenzen hinweg: Algen.
Die begehrten Wasserpflanzen können
- als Bilderrahmen oder Teppich das Klima von Innenräumen und damit die Gesundheit der Menschen verbessern,
- als kompostierbare Alternative zu Einwegplastik verwendet werden, was nebenbei auch ein begrüßenswerter Faktor für CO2-Bilanzen ist, und
- als Superfood Tierfutter beigemengt werden, was die Gesundheit von Nutztieren optimieren kann.
Auch in Sachen Wasseraufbereitung können Algen wertvolle Dienste leisten, zumal sie Schwermetalle und wasserlösliche Verbindungen abbauen bzw. absorbieren.
Neugierig geworden? Dann lesen Sie mehr über diesen Rohstoff der Zukunft.
Besseres Raumklima dank Algenkulturen in Bilderrahmen und Teppichen
Grüne Algen bieten in Sachen Luftqualität und Raumklima interessante Lösungsansätze, wie auch Solaga demonstriert – ein Spin-off der Humboldt-Universität, das sich mit Mikroalgensystemen beschäftigt und darauf aufbauend unter anderem „Algenbilder“ entwickelt. Die Algenkulturen im Bilderrahmen dienen nicht nur als Wanddekoration, sondern tragen mit ihrer Luftfilterfunktion auch zu einem besseren Raumklima bei. Wie genau? Die Mikroorganismen, die durch einen im Rahmen integrierten Tank mit Wasser versorgt werden, betreiben Fotosynthese und ziehen Schadstoffe aus der Raumluft, selbst an schattigen Plätzen. Die Vision des Unternehmens? Die Welt mit einem grünen Algenteppich überziehen, um die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden der Menschen in Innen- und Außenräumen zu verbessern. Könnte nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Hotels, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen interessant sein … [1]
Supermaterial Alge? Start-up produziert CO2-negatives Plastik
Die Alge etablierte sich in kürzester Zeit als begehrter Rohstofflieferant. Insbesondere als Grundlage für Superfoods oder Tierfutter begegnet man der grünen Wasserpflanze häufig. Sie kann aber auch für Verpackungen genutzt werden. Das kalifornische Start-up Sway etwa hat sich auf die Herstellung von Einwegplastik aus Seealgen spezialisiert und will damit die Verpackungsindustrie revolutionieren und die vielfältigen Probleme lösen, die mit der Herstellung und Nutzung von erdölbasiertem Plastik einhergehen – speziell das der Plastikabfälle. Die Gründer von Sway sind überzeugt, dass Plastik aus Seealgen herkömmliches Plastik vollkommen ersetzen kann. Die Vorteile seien vielfältig: Allein der Anbau von Algen in Farmen könne bis zu zwanzigmal so viel CO2 binden wie dieselbe Fläche an Wald, die Verpackung könne nach Gebrauch einfach kompostiert werden, statt denen am meisten zur Last zu fallen, die am wenigsten davon profitieren, und der Rohstoff wächst schnell nach – das Endprodukt sei somit ein CO2-negatives Material. Darüber hinaus könne die Chemie- und Verpackungsindustrie die Seealge mit ihren bestehenden Anlagen zu Plastik weiterverarbeiten, was Unternehmen den Wechsel sicherlich erleichtern dürfte. Sway sieht sein übergeordnetes, ehrgeiziges Unternehmensziel in der Regeneration von Ökosystemen und der Reharmonisierung der Interessen von Mensch und Natur. [2]
Mikroalgen steigern Wachstum und Gesundheitszustand von Milchkälbern
Superfood ist ein starker Trend. Unter anderem zählen Algen aufgrund ihres hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren zu dieser Gruppe von Lebensmitteln, die gleichzeitig Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden erhöhen sollen. Wenig überraschend entwickelt sich bereits ein Markt für Algenprodukte in allen Formen und Aggregatzuständen, der noch weitere Bereiche erschließen könnte. Denn neben der menschlichen Ernährung forscht man auch daran, ob das Superfood als Beimengung zu Tierfutter auch die Nutztierhaltung optimieren könnte. Neue Erkenntnisse dazu liefert nun eine chinesisch-irische Studie, die zeigt, dass sich eine Nahrungsbeigabe der Mikroalge Schizochytrium sehr günstig auf die Wachstumsleistung und den Gesundheitszustand von in Aufzucht befindlichen Milchkälbern auswirkt. In einer Vergleichsstudie mit 4 Gruppen, die über einen Zeitraum von 60 Tagen mit der Milch zwischen 5 und 40 Gramm der Alge erhielten, und einer Kontrollgruppe konnte gezeigt werden, dass die 20-Gramm-Gruppe eine um 15 Prozent höhere – und damit im Gruppenvergleich die beste – Wachstumsleistung pro Tag aufwies. Bei einer Algenmenge von 40 Gramm hingegen stagnierte der Effekt. Aber auch der Gesundheitszustand, gemessen am antioxidativen Abwehrsystem der Tiere, verbesserte sich. [3]
Schonende Abwasseraufbereitung mithilfe von Algen
Zum Standard der Wasseraufbereitung gehören UV-Licht und antibakteriell wirkende Chemikalien. Forscher der Shoolini University in Kasauli, Indien, haben nun eine Technologie entwickelt, die wesentlich energieeffizienter und umweltfreundlicher vorgeht. Algen verwerten Schwermetalle, bauen wasserlösliche Verbindungen sowie Phosphor, Stickstoff und Kohlenstoff ab und absorbieren die Nährstoffe im Wasser. Schädliche Bakterien werden so verdrängt und verhungern regelrecht. Auf Basis dieses Wissens kultivierten die Wissenschaftler die Pseudochlorella-pringsheimii-Alge in Abwassertanks. Nach 14 Tagen waren die Werte für die Schwermetalle deutlich gesunken und kaum mehr Bakterien vorhanden. Nach dem Entfernen der Algen aus dem Wasser per Zentrifuge wurden zwei Behälter aufgestellt, einer mit behandeltem und einer mit unbehandeltem Abwasser. In diesem verstarben alle eingesetzten Saugfische. In dem aufbereiteten Wasser überlebten 84 Prozent der Fische und nahmen innerhalb von zehn Tagen sogar etwa 47 Prozent an Körpergewicht zu. Die Wissenschaftler konnten darüber hinaus belegen, dass die von den Algen während des Verwertungsprozesses produzierten Lipide zu Biokraftstoff weiterverarbeitet werden können. [4]
In diesem Sinn wünschen wir Ihnen einen guten und hoffnungsvollen Start in das neue Jahr. Bleiben Sie gesund, motiviert und voller Ideen!
II
QUELLEN UND VERTIEFUNGSMÖGLICHKEITEN
[1] Plastik aus Seealgen: Startup will CO2-negative Verpackung schaffen